Versetzte Feuerlöschleitung im Rampenbereich

Gefahren vorbeugen – baulich und durch rücksichtsvolles Agieren

Um in den Häusern unserer Genossenschaft ein hohes Maß an Brandsicherheit aufrechtzuerhalten, werden in regelmäßigem Turnus durch die Berufsfeuerwehr Erfurt, Abteilung Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz der Landeshauptstadt Erfurt Begehungen der Gebäude durchgeführt – sogenannte Gefahrenverhütungsschauen.

Ziel ist es dabei zu prüfen, ob Vorkehrungen zur Vorbeugung von Bränden, Explosionen und sonstigen gefahrbringenden Ereignissen getroffen worden sind und ob bei Eintritt einer solchen Gefahr die Rettung von Menschen und Tieren sowie eine wirksame Gefahrenbekämpfung möglich sind. Dazu werden konkrete Prüfkriterien (z. B. Zugänglichkeit für die Feuerwehr, Sicherstellung der Löschwasserversorgung, Aufstellung von Alarm- und Gefahrenabwehrplänen, Benutzbarkeit und Kennzeichnung von Rettungswegen, Zustand der Flucht- und Rettungswege, Brandlasten etc.) benannt.

Im Ergebnis dessen werden Auflagen erteilt und zusätzliche Empfehlungen an den Gebäudeeigentümer, in diesem Falle unsere Genossenschaft, gegeben. Diese gilt es entsprechend baulich umzusetzen auf der Grundlage eines genehmigten Bauantrages. 

So haben wir in der Lilo-Herrmann-Straße 1 – 3 zusätzlich sechs neue Notausgänge geschaffen. Bei drei von ihnen wurde eine neue Treppenanlage vor dem Gebäude platziert und bei den anderen wurden die bestehenden Rampen verlängert, um einen entsprechend großen Austrittsbereich vor der Notausgangstür zu schaffen.

Im Zusammenhang mit dem Bau der Notausgänge wurden zudem die Feuerlöschleitungen verlängert, um den notwendigen Platz für die nun größeren Rampen zu schaffen.

Um die Notausgänge anlegen zu können, wurde zunächst die Fassade an den jeweiligen Stellen im Diamantsägeverfahren geöffnet. Hierbei wird unter Einsatz von Wasser staub- und geräuscharm und nahezu erschütterungsfrei der Beton maßgenau durchtrennt. Im Bereich der neu geschaffenen Ausgänge wurden die Türanschläge mit Kalksandstein aufgemauert und fachgerecht gedämmt. Die Trittmaße der Treppenstufen entsprechen den Vorschriften und Normen, so ist ein sicherer Austritt möglich.  

Die bereits eingebauten Brandschutztüren in den Fluren schließen automatisch bei Raucherkennung und verhindern somit den Übertritt des Brandes und von Rauchgasen in angrenzende Bereiche. 

140.000 Euro hat unsere Genossenschaft in die Erstellung der sechs neuen Notausgänge investiert. In den kommenden Jahren sind weitere 12 Häuser, respektive Notausgänge, vorgesehen. 

Doch Brandschutz in unseren Häusern ist noch weitaus umfassender. Moderne Brandmeldeanlagen sind komplexe Systeme der Gebäudesicherheitstechnik. Sie dienen einer zeitnahen Erkennung von Bränden und helfen, Personen zu schützen und eventuelle Schäden so gering wie möglich zu halten. Denn je früher ein Brand erkannt wird, desto eher kann eine Evakuierung erfolgen. In diesen Fällen übernimmt die Feuerwehr die Einsatzleitung. So ist auch zu verstehen, dass bei der Gefahrenverhütungsschau die örtliche Feuerwehr die Leitung innehat. 

Die Branderkennung selbst erfolgt durch die in  den Gebäuden installierten Rauchwarnmelder und durch die Rauchwarnmelder in den Wohnungen, die in den letzten Jahren angebracht worden sind. 

Zu berücksichtigen ist, dass Fahrstühle im Falle eines Brandes nicht benutzt werden dürfen. Kommt es tatsächlich zu einer Gefahr und ein Aufzug ist gerade am Fahren, dann verfügen die neuen Aufzüge über eine dynamische Brandfallsteuerung. Diese sorgt dafür, dass Aufzüge automatisch die erste „sichere Haltestelle“ anfahren und dort mit geöffneten Türen außer Betrieb gehen. Dafür ist die Brandfallsteuerung mit den Rauchwarnmeldern auf allen Etagen verbunden. So wird verhindert, dass z. B. eine mit Rauch oder gar offenem Feuer belastete Ebene angefahren wird. Die Steuerung sichert auch ab, dass ein Aufzug gar nicht in Betrieb genommen werden kann, falls es brennt. 

Schritt für Schritt werden die Aufzüge modernisiert. Eine Aufzugsanlage inkl. aller notwendigen Komponenten kostet rund 160.000 Euro, benötigt eine komplett neu zu verlegende Stromzufuhr. Bis eine solche Anlage geliefert wird, dauert es zwischen vier und sechs Monaten. So erklärt sich auch die Schwierigkeit, einen Aufzug kurzfristig neu zu installieren. 

Und noch einmal zum vorbeugenden Brandschutz:

Ganz wichtig ist das Freihalten der Fluchtwege. 

Schuhe vor den Haustüren oder abgestellte Kinderwagen, Fahrräder, Grünpflanzen werden für Menschen, die das Haus verlassen wollen, zur Stolperfalle. Auch das Festbinden oder Verkeilen von Brandschutztüren zum Lüften oder bei Umzügen ist strengstens untersagt. Deswegen liegt die Verantwortung zu einem nicht unerheblichen Teil bei jedem Bewohner eines Hauses.

Mehr als 4,8 Millionen Euro bringt unsere Genossenschaft für die Elektrosanierung und die Realisierung des Brandschutzkonzeptes in der Sofioter Straße 7 – 9 auf die seit 2019 umgesetzt wird und mit dem 3. Bauabschnitt 2021 ihren Abschluss findet. Sie umfasst die Erneuerung der kompletten Elektroanlage in den Wohnungen und in den Allgemeinbereichen, die Neuinstallation der Klingel- und Wechselsprechanlage, den Einbau eines Feuerwehrnotrufes und eine Sicherheitslicht- sowie eine Brandmeldeanlage. 

Die zentrale Elektrosteigleitung wurde erneuert – ein immenser Aufwand. Mussten doch nicht nur diese zentrale Leitung, sondern auch alle Zuleitungen zu den Wohnungen neu erstellt werden – in jedem Aufgang, in allen Fluren. 

Jetzt verbergen Trockenbauverkofferungen die Kabel. Sie werden noch tapeziert und gestrichen, dann werden sie optisch kaum noch wahrnehmbar sein.

Neue Lampen wurden in allen Treppenhäusern installiert. Sie sind teilweise batteriegepuffert. Das bedeutet, dass die Sicherheitsbeleuchtung auch bei Stromausfall gewährleistet ist, was zum Beispiel im Falle eines Brandes wichtig ist.

Jede Wohnung hat eine neue Unterverteilung erhalten. Auch ein neues Haustelefon wurde installiert, das die alten Wechselsprechanlagen ersetzt. Über jeder Wohnungseingangstür hängt innen nun ein relativ großer Lautsprecher, durch den die Feuerwehr im Notfall entsprechende Anweisungen geben kann, wohin sich die Bewohner bewegen sollen bzw. können, ohne sich in Gefahr zu begeben. So werden also nicht nur Signale ausgesendet, sondern exakte Mitteilungen und Anweisungen. 

Der zweite Bauabschnitt hat rund ein halbes Jahr länger gedauert als ursprünglich geplant und ca. 18.000 Euro mehr gekostet. Beides ist der Pandemie geschuldet, da nur jeweils zwei statt vier Handwerker die Wohnungen betreten durften.

 

Lilo-Herrmann-Straße 1 – 3  
Straßenfront mit neuen Notausgängen

 

Neu entstandener Notausgang: Fassade aufgeschnitten und Mauerwerk angeschlossen

 

 

Verlängerung der bestehenden Rampe

 

 

Vorgeständerte Treppenanlage

 

   

Aufzugsmaschinenraum – neuer Antrieb Aufzug Lilo-Herrmann-Straße 3

 

 

Sven Lorber, Verantwortlicher für Großbaumaßnahmen, an moderner Aufzugssteuerungstechnik

 

   

Neue Klingel- und Wechselsprechanlage Sofioter Straße 7

 

 

F 90 Trockenbaukanal Steigleitung Treppenhaus Sofioter Straße

 

Feuerwehrnotruf über der Wohnungseingangstür Sofioter Straße